Berühmte Personen, die keinen Alkohol trinken: David Livingstone

Er gilt als der grösste europäische Missionar in Afrika: der Arzt, Naturforscher, Afrikaforscher, Missionsreisende und Handelspionier David Livingstone. Seine Liebe zum Kontinent ist ebenso legendär wie seine Leistungen als Erforscher dieses Erdteils. Er war der erste Europäer, der Afrika in seiner ganzen Breite durchquerte und die Victoriafälle zu Gesicht bekam. In seinem ereignisreichen Leben hatte vieles Platz, nur der Alkohol nicht.

David Livingstone wurde am 19. März 1813 im schottischen Blantyre bei Glasgow geboren. Er war das zweite von sieben Kindern, von denen zwei jedoch früh starben. Sein Vater Neil Livingstone verdiente sein Geld zunächst als Baumwollarbeiter, später als Teehändler, der viel unterwegs war, um seine Kunden zu besuchen. Als überzeugter Christ schlug sein Herz jedoch dafür, anderen den Glauben an Gott und Jesus näherzubringen, indem er christliche Traktate verteilte sowie seelsorgerisch und auch als Sonntagsschullehrer tätig war.

David Livingstones Mutter Agnes Livingstone war Hausfrau und für den jungen Arbeitersohn der «Inbegriff einer mühevollen Hausfrau, die darum kämpft, allem gerecht zu werden»: bescheiden, fleissig und hilfsbereit. Die Familie hatte nie viel Geld und David Livingstone lernte früh, Entbehrungen auf sich zu nehmen. Mit zehn Jahren begann er, in der Baumwollspinnerei seines Vaters zu arbeiten. Nach den 14-Stunden-Schichten fand der Junge noch Zeit, sich in der Dorfschule und später an der Universität von Glasgow zu bilden. Er lernte auch autodidaktisch, zum Beispiel Latein – von seinem ersten Wochenlohn kaufte er sich eine lateinische Grammatik. Ausserdem studierte David Livingstone Griechisch, Theologie und Medizin und schloss sein Medizinstudium im Jahr 1840 mit dem Doktortitel ab.

David Livingstones Wissensdurst und Forschungsinteresse brachten ihn schon früh in Konflikt mit seinem Vater. Dieser befürchtete, dass die Wissenschaft seinen Sohn vom christlichen Glauben abbringen könnte. Neil Livingstones Versuche, seinen Sohn ausschliesslich christliche Bücher lesen zu lassen, endeten gelegentlich in offenen Auseinandersetzungen, bei denen der Junge auch die Rute zu spüren bekam. Die Befürchtungen des Vaters erwiesen sich jedoch als unbegründet. David Livingstones Mentor David Hogg gab ihm auf dem Sterbebett den Rat: «Nun, mein Junge, mache die Religion zu einer täglichen Angelegenheit in deinem Leben; denn wenn du das nicht tust, werden Versuchung und andere Dinge dich überwältigen.» Der Angesprochene nahm sich das zu Herzen: David Livingstone studierte Theologie und arbeitete einige Zeit lang als Hilfspfarrer. Mit Mitte zwanzig trat er der Londoner Missionsgesellschaft bei, nachdem er die Aufnahmeprüfung im zweiten Anlauf bestanden hatte. Livingstones Plan war, als Arzt auf Mission nach China zu gehen. Doch der Ausbruch des Opiumkriegs zwischen Grossbritannien und China durchkreuzte seine Pläne. Stattdessen lernte er im Jahr 1840 den Afrikamissionar und späteren Mentor Robert Moffat kennen, der mehrere Missionsstationen auf dem schwarzen Kontinent aufgebaut hatte. In dessen Tochter Mary Moffat verliebte er sich und sie heirateten 1844. Mit ihr brach er zu seiner ersten Afrikareise nach Südafrika auf, das sie nach mehrmonatiger Seereise im März 1841 erreichten.

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Drei grosse Reisen, viele Mühen …

Schon auf seiner ersten Afrikareise entdeckte David Livingstone seine Liebe zu diesem Kontinent. Sein missionarischer Eifer trieb ihn dazu, in Gegenden zu reisen, in denen Robert Moffat nach eigener Aussage «den Rauch von tausend Dörfern gesehen hatte, in denen noch nie ein Missionar gewesen war». Später wurden seine Reisen immer mehr durch Forschungs und Entdeckungswillen motiviert. Seine Strategie war «Commerce, Civilisation and Christianity» (Handel, Zivilisation und Christentum): Er wollte die Bevölkerung der besuchten Gebiete auf den Weg dazu bringen, als Christen ihr soziales und wirtschaftliches Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Zu diesem Zweck erschloss David Livingstone immer wieder neue Handelswege. Der Anblick des Elends der auf dem Kontinent noch blühenden Sklaverei machte ihn zu einem entschiedenen Verfechter der weltweiten Abschaffung dieser menschenunwürdigen Wirtschaftsform.

Zur ersten grossen Afrika-Expedition brach David Livingstone im Jahr 1849 auf. Von der Missionsstation Kolonbeng im heutigen Botswana aus durchquerte er die Kalahari-Wüste und das Sambesi-Gebiet, in den folgenden Jahren ganz Südafrika. Dabei entdeckte Livingstone im Spätherbst 1855 die Victoriafälle des Flusses Sambesi. Nach seiner Rückkehr in die Heimat veröffentlichte er 1857 den zweiteiligen Band «Missionsreisen und Forschungen in Südafrika», der ihn international bekannt machte. Ein Jahr später unternahm der Missionar und Forschungsreisende im Auftrag der britischen Regierung seine zweite grosse Afrikareise, auf der ihn sein Bruder Charles Livingstone begleitete. Auch diese Reise führte ihn in das Gebiet des Sambesi, er folgte dem Nebenfluss Shire bis zum Njassasee, in dessen Nähe er den Schirwasee entdeckte. Der Reisende kehrte im Jahr 1864 zurück und veröffentlichte auch über diese Expedition zusammen mit seinem Bruder ein Buch. Nur ein Jahr später brach er erneut auf. Zu seinen eigentliches Zielen gehörte, die Quellen des Nils zu finden. Livingstone reiste nach Sansibar, überquerte den Malawisee, gelangte in das Quellgebiet des Kongoflusses und entdeckte auf seiner weiteren Reise mehrere Gewässer, darunter den Bangweolosee. Schliesslich erreichte er den Tangajikasee, wo er bis zum Sommer 1869 blieb.

… und Gesundheitsbeschwerden

Auf seinen Reisen nahm David Livingstone viele Strapazen und Entbehrungen auf sich. So begegnete er bereits auf seiner ersten Missionsfahrt wilden Tieren. Beim Versuch, einen Löwen zu erlegen, wurde er schwer am Arm verletzt. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen waren die lebenslangen Folgen. Bei der Durchquerung verschiedener Stammesgebiete stiess der Missionar auf Misstrauen und Feindseligkeit von Völkern, die oft noch nie zuvor einen Menschen mit weisser Hautfarbe gesehen hatten. David Livingstone gelang es aber mit seiner zurückhaltenden, friedfertigen und gewinnenden Art immer wieder, die Gemüter zu besänftigen – auch, indem er Geschenke hinterliess, sich zurückzog und später das Gebiet wieder besuchte. Von den Einheimischen lernte er mehrere Sprachen und baute ein Verständnis ihrer Kultur auf.

Aufgrund des Klimas und der oft schlechten hygienischen Bedingungen war David Livingstone verschiedenen Krankheitserregern ausgesetzt. Auf seinen Reisen erkrankte er an verschiedenen Fieberformen und mehrfach an Malaria. Mehrere Jahre lang galt der Missionar und Forscher in seiner Heimat als verschollen, da es kein Lebenszeichen von ihm gab. Erst 1869 machte sich der Entdecker und Journalist Henry Morton Stanley auf die Suche nach ihm. Zwei Jahre später entdeckte er David Livingstone in Ujiji im Westen Tansanias. Legendär wurden die Worte, mit denen er den Missionar begrüsste: «Dr. Livingstone, I presume (Doktor Livingstone, wie ich vermute).» So begrüsste ihn Henry Stanley bei späteren Begegnungen immer wieder.

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In den letzten Jahren seines Lebens litt David Livingstone unter schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen. Geschwächt durch seine Krankheiten, konnte er zuletzt nicht mehr richtig gehen und musste in einer Hängematte getragen werden. Am 1. Mai 1873 starb er in Chitambo am Bangweulu See: David Livingstone erlag der Ruhr. Doch bis zuletzt schreckte er vor nichts zurück, auch nicht vor der Einsamkeit in der Wildnis, die ihn immer wieder quälte. «Nichts auf der Welt wird mich dazu bringen, aus Verzweiflung meine Arbeit aufzugeben. Ich fasse Mut in meinem Gott und mache weiter», sagte er. «Mein Herz ist in Afrika.» Symbolisch war schliesslich sein Begräbnis: Einheimische begruben sein Herz bei sich unter einem Affenbrotbaum. Der Rest von David Livingstones Körper wurde nach Grossbritannien überführt und in der Westminster Abbey in London beigesetzt.

Erfolge und Misserfolge

David Livingstone entdeckte und kartografierte zahlreiche bis dahin unbekannte Gebiete im zentralen und südlichen Afrika. Europa verdankt ihm viel Wissen über die Natur und die Geografie des Kontinents. Nach seiner Rückkehr von der ersten Afrika-Expedition feierte Grossbritannien Livingstone als Nationalhelden. Er wurde 1858 zum Mitglied der Royal Society gewählt und von der Regierung zum britischen Konsul für die Ostküste Afrikas ernannt. Ein gutes Jahrzehnt später wurde der Entdecker in die französische Académie des sciences aufgenommen. David Livingstone sensibilisierte die westliche Öffentlichkeit für die Problematik der Sklaverei und des Menschenhandels. Als Missionar besuchte er zahlreiche afrikanische Stämme und gewann Sechele, den Häuptling des Kwena-Volkes in Botswana, für den christlichen Glauben.

David Livingstone musste auch viele Rückschläge und Verluste hinnehmen. So verlor er 1862 seine Frau an Malaria, und mehrere seiner sechs Kinder starben an Tropenkrankheiten. Auf seinen Reisen verlor er unzählige Mitreisende, die in den Gefahren der afrikanischen Wildnis umkamen oder vor den Widrigkeiten kapitulierten und ihre Reise abbrachen. Auch waren nicht alle Entdeckungen David Livingstones von Erfolg gekrönt. Auf seiner zweiten Afrikareise erlitt er Schiffbruch und zerstritt sich mit seinen Reisegefährten. Als er 1864 nach England zurückkehrte, wurde er nicht mehr so glorreich empfangen wie zuvor. Seine Ziele, die Quellen des Nils zu entdecken und den Sambesi als Transportweg nutzbar zu machen, erreichte er nicht. Ebenso wenig erreichte er seine Ziele, die Bevölkerung der bereisten Länder für die Landwirtschaft zu gewinnen und vom Sklavenhandel abzubringen. Paradoxerweise ebnete er mit seinen Entdeckungen den Weg für Nachfolger, die eigene wirtschaftliche Interessen auf dem schwarzen Kontinent verfolgten, allerdings im kolonialistisch-imperialistischen Sinne, was von David Livingstone nicht gewollt war.

Dennoch lebt der Geist des grossen Missionars und Philanthropen im Gedächtnis vieler weiter. Mehrere Orte in afrikanischen Ländern sind nach ihm benannt. Nicht nur in Afrika, sondern auch auf anderen Kontinenten wurden mehrere Denkmäler errichtet. Spitäler, Schulen und Kirchengebäude tragen seinen Namen. Sogar drei Tierarten sind nach ihm benannt. Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert jedes Jahr am 30. April an seinen Tod.

In der Nachfolge Jesu

David Livingstone war schottischer Presbyterianer, vor allem aber war er Christ. Er verstand sich als Jünger Jesu und lebte dementsprechend. «Ich werde nichts von dem, was ich habe oder besitze, einen Wert beimessen, ausser in Bezug auf das Reich Gottes», sagte er einmal. Er vertraute auf Gottes Wirken, auch wenn er kaum nennenswerte missionarische Erfolge vorweisen konnte. Umso mehr freute er sich über die Missionserfolge anderer – eine Abneigung gegen andere christliche Konfessionen hatte er nie. «Wir glauben, dass das Christentum göttlichen Ursprungs ist und allem, was es leisten soll, gewachsen ist; deshalb möge der gute Same weit gesät werden, und die Ernte wird herrlich sein, gleichgültig, zu welcher Konfession die Bekehrten angehören.»

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Auch wenn David Livingstone nach verschiedenen Quellen im Umgang nicht einfach, ein schlechter Organisator und ein leidiger Familienmensch war: Sein Mitgefühl für die Unterdrückten, seine Demut angesichts all seiner Erfolge und seine Hartnäckigkeit, Ziele gegen alle Widerstände zu verfolgen, machen ihn zu einem Vorbild. Er lebte einen konsequenten Lebensstil vor und lehnte den Hedonismus ab – so war Alkohol für ihn kein Genussmittel und wurde allenfalls in kleinen Mengen als Medizin konsumiert. Ein Zitat von David Livingstone fasst sein Engagement besonders treffend zusammen: «Alles, was ich in meiner Einsamkeit sagen kann, ist, dass der reiche Segen des Himmels auf alle – Amerikaner, Engländer, Türken – herabkommen möge, die mithelfen werden, diese offene Wunde der Welt (das heisst den Sklavenhandel) zu heilen.»

Quelle: Blaues Kreuz 3/2024